Das Metropol-Interview #3: Nachhaltigkeitsmanager Tajo Friedemann über E und S und G
Tajo Friedemann ist seit Mai 2021 Metropols neuer Nachhaltigkeitsmanager. Seit gut 15 Jahren beschäftigt sich der 52-Jährige mit dem, worüber heute (fast) alle und (fast) überall reden: Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft. Wie kann es gelingen und was muss geschehen, damit Immobilien umweltverträglich(er) und damit zukunfts- und nicht zuletzt wettbewerbsfähig(er) werden? Bereits vor zwei Jahren hat Metropol Nachhaltigkeit zum Unternehmensziel erklärt und sie damit nahtlos in ihre Grund- und Leitsätze eingefügt. Wahl-Kölner Friedemann, Pendler zwischen Main- und Dommetropole, ist jetzt der Mann für Analyse, Abstimmung und Umsetzung von Maßnahmen, die das eine Ziel verfolgen: Klimaneutralität. Welche Fähigkeiten er dazu braucht, beschreibt er selbst so: „Ich mache nachhaltige Klempnerarbeit.“ Ein Gespräch.
Real Estate und Nachhaltigkeit – was kennzeichnet die Beziehung und an welchem Punkt steht Metropol?
Die Branche ist behäbig, das liegt daran, dass sie so heterogen ist. Dezentrale und Einzelfallentscheidungen stehen branchenweiten Standards entgegen. Es ist daher sehr aufwändig, die Nachhaltigkeitsperformance zu erfassen und zu bewerten. Bislang war Nachhaltigkeit ein Thema der Bauwirtschaft, jetzt geht die ganze Wertschöpfungskette Richtung Nachhaltigkeit.
… und das bedeutet?
Das Asset Management rückt in den Fokus, nach und nach auch Finanzierung (ESG) und Wertermittlung – alle stellensich um.
Es reicht eben nicht, wenn die Unternehmenswerte stimmen … Metropol hat das vor zwei Jahren erkannt und meine Vorgängerin, Carmen Pflug, hat hier enorme Grundlagenarbeit geleistet; ich mache jetzt die nachhaltige Klempnerarbeit und das heißt vor allem: Daten liefern, die Metropol braucht, um zu entscheiden, welche Immobilien fit sind beziehungsweise fit gemacht werden können und welche nicht (stranded assets). Es geht um die Frage: Welches Investment brauche ich, um eine Immobilie zu dekarbonisieren? Was kostet es, die Kohlendioxidemissionen zu reduzieren?
Metropol setzt bei ESG also vor allem auf das E.
Ohne Frage. Unser Fokus liegt ganz klar auf Environment, unser Nukleus heißt CO2, das ist die Grundlage unseres Nachhaltigkeits-Managements. Ob Datenerhebung oder Sanierung, Beschaffungsrichtlinien oder Lieferketten, Gremienarbeit oder Fotovoltaik, Partnerschaften, Mobilität, Standortentwicklung – es geht am Ende immer darum, Emissionen einzudämmen. Das allein zeitigt ungeheure gesellschaftliche Veränderungen. Erfasst werden letztlich alle Bereiche des Unternehmens: CO2 ist somit ein Querschnittsthema aller unternehmerischen Bereiche und Einheiten. Ja, unser Fokus liegt auf CO2, auf Reduzierung von Emissionen – doch diese verändert zugleich auch das Zusammenspiel von sozialen und ökologischen Werten, sowohl innerhalb des Unternehmens als auch gegenüber unserem gesellschaftlichen und sozialen Umfeld. Nachhaltigkeit, also weit über CO2 hinaus, ist ein fortwährender Aushandlungsprozess und erfordert Mut zu disruptiven Veränderungen. CO2 dient Metropol, um einen gesamtnachhaltigen Change einzuleiten.
Dekarbonisierung und damit Umwelt (E) steht im Fokus, soziale (S) und Unternehmensfaktoren (G) spielen also eine nachgelagerte Rolle?
Chronologisch schon. Inhaltlich und prozessual haben wir viel mehr vor uns. Doch wenn Nachhaltigkeit wirklich Teil unserer Unternehmenskultur sein soll, dann hat das umfassende Konsequenzen – für das Unternehmen, für jeden einzelnen von uns. Das versuche ich auch in den vielen Gesprächen im Haus klar zu machen. Selbstverständnis, Verantwortung, Wertschöpfung, Emissionen – das ist eine Assoziationskette – die lässt sich anhand physikalischer Kennzahlen besser vermitteln als über soziale Aspekte (S) oder Grundsätze ordnungsgemäßer Unternehmensführung (G).
… eine Assoziationskette, die vermutlich wiederum zahlreiche Fragen und Themen aufwirft?
Ganz genau. Um nur einige zu nennen: Wie erreichen wir einen klimaneutralen Gebäudebestand? Wie planen und führen wir unsere Projekte durch? Was tun wir, um unsere Prozesse zu optimieren? Wie machen wir unsere Objekte zu Hubs nachhaltiger Mobilität? Welches Selbstverständnis haben wir? (Wie) leben und prägen wir unsere Werte? Wie transparent sind wir in unserer Kommunikation? Wie respektvoll gegenüber Meinungen, Ideen, Innovationen? Ausgehend von CO2 und entlang der Assoziationskette beschreiten wir somit immer weiter reichende Themenfelder in S und G.
Wenn CO2 das Leitmotiv der Metropol`schen Nachhaltigkeitsstrategie ist, unter welchem Motto steht dann die Umsetzung?
Digitalisierung. Klimaneutralität 2050 ist das Ziel, Digitalisierung der Weg.
Welchen konkreten Herausforderungen muss sich das Unternehmen auf diesem Weg stellen?
Metropol spiegelt die klassischen Herausforderungen des schnell wachsenden Mittelstandes: exponentieller Zuwachs an Assets, Mitarbeitern und Prozessen, Parallelität von analogen und digitalen Daten- und Informationsströmen, Redundanzen, Friktionen, …
Diese Herausforderungen haben vorrangig nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Doch CO2 und Digitalisierung finden nun zusammen und fädeln den geregelten Change zur Nachhaltigkeit ein.
Kann man den Startpunkt dieses Wandels genau bestimmen?
Wir beginnen mit digitalisierter Verbrauchsdatenerfassung, erweitern sukzessive die elektronische Steuerung von Stoff- und Materialströmen entlang des Lebenszyklus, integrieren unsere Lieferketten, sorgen für eine Software-gestützte Immobilienverwaltung und bieten privaten und gewerblichen Mietern digitale Lösungen. Digitalisierung ist unser Weg und somit Form unserer Kommunikation. Sie steht im Dienst eines zyklischen Managements zur kontinuierlichen Verbesserung unserer Nachhaltigkeitsperformance.
Zum Abschluss ein Ausblick: Geht es um Nachhaltigkeit und ESG, um Klima und Reduzierung von CO2 sind immer auch Zeiträume und Jahreszahlen im Spiel – welche Meilensteine hat sich Metropol gesetzt?
Wir setzten unsere Meilensteine auf Basis der Grundlage, die in den vergangenen zwei Jahren geschaffen wurde, und verteilen sie über drei Kernbereiche: Bestand, Unternehmen, Projektentwicklung.
Derzeit und voraussichtlich bis Anfang 2023 werden wir die Emissionen unserer Liegenschaften sowohl des fortlaufenden Betriebs, als auch der verbauten Emissionen erfasst haben. Der Prozess wird fortlaufend in CO2-Bilanzierung, Ableitung von objektspezifischen Klimafahrplänen und Umsetzung von Einzelmaßnahmen überführt. Spannend wird der Abgleich mit den Änderungen ab September 2021, denn ab diesem Zeitpunkt beziehen wir nunmehr Allgemeinstrom aus regenerativen Quellen.
In den kommenden 48 Monaten konzentrieren wir uns bei baulichen und technischen Maßnahmen auf low-hanging fruits, denn nichts steht einem Change stärker im Weg als Zweifel und Frustration. Erst in zweiter Welle werden wir uns komplexeren und risikoreicheren Herausforderungen zuwenden. Dann aber umso beherzter.
Parallel zur CO2-Bilanzierung werden wir den Eigenbetrieb der Metropol fokussieren. Bis Ende 2021 werden die Ergebnisse eines strukturieren Energie-Audits vorliegen. In 2022 erfolgen dann Auf- und Ausbau des Metropol Energie- und Umweltmanagements. Der Scope umfasst die Energie- und Materialströme unserer täglichen Aktivitäten – von der Anschaffung von Büromitteln bis zum Messeauftritt in München. Ich erwarte bis ins Jahr 2023 grundlegende Änderungen beim Thema Mobilität und Photovoltaik.
Der dritte Bereich betrifft unsere Projektentwicklungen. Mit dem Metropol Nachhaltigkeitsstandard verfügen wir über eine belastbare Grundlage zur Sicherung von Nachhaltigkeitsqualitäten bei Planungs- und Bauleistungen. Unter den sieben Themenfeldern, deren Erfüllung sich aus 80 Schlüsselindikatoren ermitteln lässt, finden sich auch die baulichen und technischen Anforderungen des KfW40Plus-Standards.
Neben einem Projekt von ca. 20.000 m² Wohnfläche, werden wir bis 2026 zwei Quartiersentwicklungen anhand des Metropol Nachhaltigkeitsstandards entwickeln. Hinzu kommen die Vorhaben unserer Logistiksparte Metroloq. Auch bei der von uns konfigurierten Produktstandards kommen serienmäßig KfW-Anforderungen an regenerative Energiekonzepte zur Anwendung. Das nachhaltige Konzept wird in 2022/23 erstmalig in unserem Logistikpark in Bornheim bei Bonn umgesetzt.
Weitere Informationen über die Nachhaltigkeitsstrategie der Metropol Immobiliengruppe unter metropol.de/verantwortung.
ÜBER METROPOL
Metropol plant, baut und verwaltet Immobilien mit nachhaltiger Perspektive. Als Bestandshalter übernehmen wir für unsere Projekte dauerhaft Verantwortung. Wir kennen die Chancen und Möglichkeit in unserer Heimatstadt Köln und den Nachbarregionen – für Büro-, Handels- und Wohnimmobilien.
Metropol schafft digitale Strukturen und Prozesse für Projektentwicklung, Vermietung und Verwaltung. Alles konsequent am Mieter orientiert. Dabei gehen wir verantwortungsvoll mit Ressourcen und Menschen um. Persönliche Motivation und Identifikation mit den Aufgaben prägen das Unternehmen. Unsere Werte und langjährige Partnerschaften machen Metropol damit zu einem attraktiven Arbeitgeber und Vermieter.
SHARE THIS!
PRESSEKONTAKT
Dr. Petra Zahrt
Zahrts Media Public Relations
Mobil: 0172 - 94 54 753
oder: 0162 - 7925 425
E-Mail: pzahrt@zahrts.de